Vascular Care 2016

Antikoagulation beim ischämischen Schlaganfall: Indikationen
Heinrich J. Audebert, Centrum für Schlaganfallforschung Berlin, Klinik und Hochschulambulanz für Neurologie, Charité Universitätsmedizin Berlin
Störungen der Blutgerinnung spielen eine entscheidende Rolle in der Entstehung ischämischer Schlaganfälle. Da das erhöhte Einblutungsrisiko protektive Effekte der Antikoagulation in der Akutphase nach dem Schlaganfall aufwiegt, gibt es jedoch anders als beim Myokardinfarkt in der Akuttherapie des Schlaganfalls keine gesicherten Indikationen für eine Antikoagulation. In kontrollierten Studien konnte selbst bei Hirninfarkten aufgrund von Vorhofflimmern oder Dissektion kein Vorteil für die Betroffenen durch eine Heparintherapie festgestellt werden.
Gesichert ist dagegen in der Primär- und Sekundärprävention bei Patienten mit Vorhofflimmern die Prophylaxe ischämischer Schlaganfälle sowohl mit Vitamin-K-Antagonisten als auch mit den neuen direkten oralen Antikoagulanzien (DOACs), wobei letztere ein signifikant geringeres Risiko für schwere Blutungen bergen. Die „Number needed to treat“ (NNT) zur Verhinderung eines ischämischen oder hämorrhagischen Schlaganfalls bzw. einer systemischen Embolie ist unter DOACs im Vergleich zu Cumarinen in der Sekundärprävention deutlich niedriger als in der Primärprävention. Dies liegt bei ähnlicher relativer Risikoreduktion am deutlich höheren absoluten Risiko für (erneute) ischämische Ereignisse oder Blutungen.
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Ätiologie der tiefen Venenthrombose und der Lungenembolie
Christoph Sucker, Gerinnungszentrum Berlin DR. Sucker
Mit einer ungefähren Inzidenz von 0.1 % pro Jahr in Industrieländern sind venöse Thrombosen häufige Krankheitsbilder (Abb. 1). Als Komplikation treten Lungenembolien durch Abschwemmen thrombotischen Materials auf. Im Verlauf kann sich nach tiefer Venenthrombose ein postthrombotisches Syndrom (PTS), gekennzeichnet durch trophische Störungen im Bereich der Haut, Indurationen und Ulzerationen, ausbilden.
Nicht selten kommt es bei Patienten nach thrombotischem Erstereignis zu Rezidiven. Hierbei beträgt die Rezidivrate nach spontanem thrombotischem Ereignis bei Männern im Fünfjahreszeitraum etwa 30 bis 40 %; bei Frauen ist sie mit ca. 10 % nach fünf Jahren deutlich geringer. Ausgehend von diesen signifikanten Rezidivraten ist bei thrombotischen Erstereignissen vieler Patienten nicht von einem einmaligen Geschehen auszugehen, die Patienten sind vielmehr häufig aufgrund wiederholter Thrombosen langfristig therapiebedürftig.

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